In gewissen Gebieten des ländlichen Westbengalen kommt Arsen natürlicherweise in hohen Konzentrationen in Quellen und im Grundwasser vor. Wenn dieses arsenhaltige Wasser über längere Zeit konsumiert wird, kann es zu einer chronischen Arsenvergiftung mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen kommen. Weltweit trinken über 100 Millionen Menschen arsenbelastetes Wasser. Calcutta Rescue ist bemüht im Rahmen des Lebensstandard-Programm sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen.
Im August 2003 begann Calcutta Rescue mit der Installation von Filtern und Rohrquellen im Distrikt mit der grössten Gefährdung. Calcutta Rescue plant heute die Installation von fünf weiteren Arsenfiltern. An den fünf zusätzlichen Standorten ist der Arsengehalt des Wasser besonders hoch. Durch die korrekte Verwendung dieser Arsenfiltern kann sauberes Trinkwasser garantiert werden.
Wie Arsen ins Trinkwasser gelangt
Als vor ungefähr 50 Millionen Jahren der durch den Kontinentaldrift angetriebene Erdteil Indien mit rasanter Geschwindigkeit (sagenhaften neun Metern pro Jahrhundert) auf den Kontinent Eurasien prallte, begann sich das imposante Himalaya-Gebirge aufzutürmen. Das Gebirge versorgt seine Umgebung sozusagen mit Schutt und Wasser. So entspringen die Quellen der drei für Indien und Bangladesch lebenswichtigen Flüsse Ganges, Brahmaputra und Meghna dem Himalaya. Das heute über 2600 Kilometer lange Flusssystem schuf im Laufe der Zeit das Ganges-Delta und liefert Wasser und fruchtbare Böden. Das schnelle Wachstum, die intensive Erosion und die unvorhersehbare Witterung im Bereich der Berge beeinflussen das ganze Gebiet rund um den Himalaya.
Über Jahrmillionen hat sich Gestein aus dem Himalaja-Gebirge abgetragen und sich im Ganges-Delta ablagerte. In diesem Gestein kommt Arsen natürlich vor, hauptsächlich im grauen Ton. Das Arsen im Ton wird unter dem Einfluss von Luftsauerstoff in lösliche Verbindungen umgewandelt und ins Wasser freigesetzt.
Die Hauptziele des Arsen-Projekts
Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für die Gefährdung durch das arsenhaltige Wasser, Implementierung von Methoden zur Verhütung einer Vergiftung und Versorgung der Bevölkerung mit sicherem Trinkwasser in ausgewählten, am stärksten betroffenen Dörfern von Westbengalen, sind die Hauptziele des Arsen-Projekt.
Seit 2003 konnten sechs Filter zur Elimination von Arsen und Eisen mit zugehörigen Rohrquellen in den Dörfern Bamongram und Mosimpore des Distrikts Malda installiert werden. Diese Filter sichern 1000 Liter arsenfreies Wasser pro Tag.
Zusammen mit der Selbsthilfegruppe CHETANA sorgt Calcutta Rescue für den Unterhalt der Filter, damit der Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser auch längerfristig gewährleistet ist. Davon profitiert die arme Bevölkerung in denjenigen Dörfern, zu denen die von der Regierung erstellten Leitungen mit gefiltertem
Wasser nicht hinreichen.
Neben dieser Präventionsarbeit kümmern sich die Helfer von Calcutta Rescue auch um die Menschen, die an einer chronischen Arsenvergiftung erkrankt sind. Bei Bedarf werden diese Personen an eine der Kliniken von Calcutta Rescue oder an ein staatliches Spital verwiesen. Denn trotz der Verbesserung der Wasserversorgung leiden weiterhin Menschen an einer arsenbedingten Krankheit. Dies ist meist weil sie sich der Gefahr durch das verseuchte Wasser nicht bewusst sind.
Die Gesundheitsschäden bei einer Arsenvergiftung
Werden Arsenverbindungen in kleineren Mengen über längere Zeit aufgenommen, kann dies zu einer chronischen Arsenvergiftun führen. Typisch sind verstärkte Hornhautbildung an Handflächen und Fusssohlen, dunkelgraue Hautpigmentierungen und weisse Nagelbänder. Ferner kann es zu Haarausfall, Entzündungen der Augenbindehaut und der oberen Luftwege, Speichelfluss, Durchfall, Leberschädigung, Schädigung des Gehirns und der peripheren Nerven (mit Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen, Lähmungen oder Muskelrückbildung), Mattigkeit und Apathie kommen. Nach lang dauernder Arsen-Exposition können Schäden an den Blutgefässen auftreten. Dies kann zur Ausbildung von Trommelschlägelfingern und Uhrglasnägeln und im Extremfall zum Absterben der betroffenen Regionen (so genannte «Black Foot Disease») führen. Chronische Arsenbelastung geht mit einem erhöhten Krebsrisiko einher. So können nach Jahren bösartige Tumoren der Haut, Lunge, Leber und Harnblase auftreten.
Neue Arsen-Filter im Bezirk Malda
Insbesondere im Sommer, wenn die Temperatur über 45°C klettert, ist das Holen und Aufbewahren von Wasser ein schwieriges Unterfangen. Oft marschieren die Menschen täglich zwei bis fünf Kilometer, um an gefiltertes Wasser zu kommen. Deshalb plant Calcutta Rescue die Installation von fünf weiteren, mit einer elektrischen Pumpe betrieben Arsen- und Eisenfiltern an fünf zusätzlichen Standorten, wo der Arsengehalt des Wasser besonders hoch ist.