
Das Betreten des „Kolkata Station“ Slum ist wie eine Zeitreise ins Mittelalter. Ein einziger schmaler Pfad aus festgetretener Erde verläuft zwischen zwei Hüttenreihen. Rund 500 Menschen leben hier entlang eines Kanals in 100 Hütten aus Bambuslatten und schwarzen Kunststoffplanen. Im Halbdunkel kauern Frauen und kochen über offenem Feuer, umgeben von ihren spärlichen Habseligkeiten. Stellenweise verläuft der kaum einen Fuss breite Weg bedrohlich am Abhang des Kanals, in dessen schmutzigem Wasser Schweine waten. Die Menschen waschen ihr Geschirr, ihre Kleider und sich selber auch in diesem Wasser und viele defäkieren noch immer direkt in den Kanal.


Eines der Strassenmedizin-Teams von Calcutta Rescue arbeitet schon seit einigen Monaten hier und konstatiert, dass Durchfall und andere durch Wasser übertragene Krankheiten ein grosses Problem darstellen. Gemäss der neuen Strategie arbeitet Calcutta Rescue vermehrt daran, die Ursachen der Erkrankungen anzugehen. Ende letzten Jahres hat die Organisation eine Trinkwasserleitung angelegt. Vorher mussten die Leute den Kanal auf notdürftigen Flossen aus Polystyrol überqueren und auf der anderen Seite Wasser holen. Und vor einigen Monaten rüstete Calcutta Rescue die fünf bestehenden Toiletten mit Dach und Türe aus; die so erzielte Privatsphäre ist besonders für die Frauen wichtig. Jetzt plant Calcutta Rescue den Bau von drei weiteren Toiletten, die dazu beitragen sollen, die Krankheitslast der Bewohner weiter zu reduzieren. Ferner ist vorgesehen, Kinder aus diesem Slum nächstes Jahr in die Talapark-Schule aufzunehmen.

