Endlich ist es Sommer! Die Tage sind lang, die Hosen kurz und das Wasser schön kühl. Und endlich ist der regenreiche Juni vorbei. Es regnete doppelt so viel wie im Juni in den vergangenen Jahren. Aber immerhin war ja der Winter mild. Das Klima spielt verrückt! Vielleicht haben wir wieder einen so schönen Juli und August wie letztes Jahr, das würde uns doch gefallen.

Glücklicherweise ist die Durchschnittstemperatur in der Schweiz seit dem 20. Jahrhundert um 1.4 Grad Celsius gestiegen. So werden bald Palmen bei uns im Garten wachsen, wer braucht schon Fichten. Wird es einmal zu heiss, können wir ja einfach die Klimaanlagen an-stellen oder in die Berge fahren, no problem! Nur die Überschwemmungen sind ein bisschen lästig, das Tessin steht unter Wasser, ständig! Auch die Frühkartoffeln sind verfault, dank Regen. Und ständig diese Erdrutsche, ist das nun wegen des aufgetauten Permafrostes oder des anhaltenden Regens? Mir egal, der Sommer ist da, hoffentlich lange trocken, den Garten (oder die Felder) kann ich ja wässern.

Auch in anderen Ländern spielt das Klima verrückt. In Indien ist es zurzeit heiss, sehr heiss. Doch warum soll uns das überhaupt interessieren? Es geht um etwas, das uns alle betrifft, den Klimawandel.

Klimawandel heisst nicht per se, dass es einfach heisser wird. Es stimmt schon, dass die Durchschnittstemperatur weltweit um bis zu 0.8 Grad Celsius zunahm, aber steigende Temperaturen bringen sehr viel mehr mit sich. Wie der Name sagt, das Klima wandelt sich.

In der Schweiz folgen auf Regenperioden Überschwemmungen und Erdrutsche, dann Trockenperioden. Steigende Wassertemperaturen erfreuen zwar Badegäste, führen aber zu Fischsterben. Unsere Wasserreserven tauen auf (Gletscher und Permafrost) und in den mil-den Wintern können diese sich durch mangelnde Schneemengen nur schlecht regenerieren. Das merkt auch der Bergtourismus. Und die Liste der Klimawandel-Auswirkungen ist noch länger.

Die ganze Welt reagiert natürlich auch auf die aktuellen Veränderungen. Meeresspiegelanstieg (in den letzten 100 Jahren 20 cm Anstieg) durch Schnee- und Eisschmelze beeinträchtigt Küstenregionen wie diejenige von Bangladesch oder Westbengalen. Dürreperioden bringen Ernteeinbussen, Hunger und Tod. Auch das Artensterben ist auf den Klimawandel zu-rückzuführen, täglich sterben 120 Arten aus, jährlich verschwinden sogar 58’000 Arten. Um allen weltweiten Folgen des Klimawandels gerecht zu werden, würde aus diesem Artikel ein Buch werden. So erzähle ich noch genauer, wie das in Kolkata aussieht.

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2015 war eines der drei heissesten je gemessenen Jahre in Indien. Die Temperaturen stiegen über 45 Grad Celsius, die dadurch verursachten Todesfälle stiegen um 44% im Vergleich zum Vorjahr. Die Hitzeperioden werden aber nicht nur heisser, sondern auch länger. Hitze nur in den Monaten Mai und Juni gehören der Vergangenheit an, Hitzewellen ergreifen Indien nun schon im April und halten bis Juli an, gleich gefolgt von einem immer intensiver werdenden Monsun. Der ausgetrocknete Boden Indiens kann das viele Wasser nicht aufnehmen und wird durch die extremen Regenfälle einfach weggespült. So können natürlicherweise im Boden enthaltene Giftstoffe wie Arsen einfach freigesetzt werden. Die Überflutung hält lange an und erhöht das Leiden der Ärmsten. Doch nicht nur das Wasser von oben macht den Inderinnen und Indern zu schaffen. Der Meeresspiegelanstieg ist eine ständige Bedrohung für das Ganges-Delta. Schon heute erlebt die Welt jährlich über 350’000 Klimaflüchtlinge, ein Löwenanteil davon stammt aus dem Ganges-Delta. Sie alle flüchten vor dem Wasser oder sind gezwungen zu gehen, da das Wasser ihre Heimat einfach verschluckt hat. Auch die Gletscher- und Permafrost-Schmelze im Himalaya bedroht Indien nun extremer und führt ausserhalb des Monsuns zu Überschwemmungen am einen Ort, aber auch zu Wassermangel am andern Ort.

Indien leidet, wie so viele andere Länder auch, unter dem Klimawandel. Und wie so oft beeinträchtigen die Folgen die Ärmsten stärker als die Reichen. Es liegt an uns, etwas gegen den Klimawandel zu tun; an jeder und jedem, damit ärmere Menschen nicht auch noch mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben.

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