Isabelle und Esther auf dem ruckligen Weg  nach Liluah Bhagar im Herbst 2019. Foto: CRK

Vor genau 4 Jahren stellte die junge englische Ärztin Amy eine kleine Studie vor, die sie gerade im neuen Slums Dashkineswar durchgeführt hatte. Die 200 Familien in diesem Slumgebiet hatten nichts: Kein Wasser, keine Elektrizität, keine Toilette. Als fleissige Leser:innen unseres Newsletter ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass wir sehr oft über Dakshineswar berichten, denn inzwischen hat sich viel getan in dem Slum. Aber nicht nur dort. Fasziniert von der Forschung der freiwilligen Ärztin erkundigte ich mich ob häusliche Gewalt in dieser Gemeinschaft ein Thema sei. Ihr bestimmtes JA klang mir auch noch Wochen nach Amys Einsatz in den Ohren.

Zwei Jahre später treffe ich Esther eine andere Freiwillige, dieses Mal aus den Niederladen. Die Psychologin und Kinderkrankenschwester Esther erzählt mir von einer Studie zu Unterernährung im Slum Liluah Bhagar. Selber forsche sie auch an einem Projekt zu psychischer Gesundheit. Ich erzähle ihr von den Erkenntnissen, die wird aus der Forschung in Dakshineswar erlangt hatten:

Inzwischen bekämpfte Calcutta Rescue «Gender-Based-Violence» mit der Partner-Organisation, Swayam. Eine Sozial-Arbeiterin und Psychologin wurden eingestellt und mehrere Überlebende identifiziert und gezielt unterstützt. Während mehreren Monaten lehrte auch eine freiwillige Lehrerin aus Zürich den Schulkindern sich vor häusliche Gewalt und sexuelle Ausbeutung zu schützen. Und nun wird in den kommenden Wochen endlich auch ein männlicher Sozialarbeiter zur Ergänzung des Teams eingestellt. Das Programm läuft auf Hochtouren!

Irgendetwas scheint unser Gespräch bei Esther ausgelöst zu haben. Vielleicht erkannte sie bereits das Potenzial, vielleicht war sie auch neugierig eine Übersicht zu allen Forschungsprojekten zu haben. Zurück in Europa setzt Esther ein kleines Meeting mit gleichgesinnten und ehemaligen Forschenden an. Aus der zuerst improvisierten Gruppe entsteht innert kurzer Zeit das Research Collaborative zusammen. Das Team wächst und setzt sich heute aus mehreren Ärzt:innen, Psycholog:innen, Soziolog:innen und einer Verhaltensökonomin zusammen. Obwohl die offizielle Gründung erst wenige Monate her ist, können schon vier Forschungsprojekte verbucht werden. Die multidimensionale Armutsstudie wurde im Februar publiziert und sowohl das Mangelernährungsprojekt und das Projekt zur psychischen Gesundheit wurden zur Publikation akzeptiert. Das ist eine enorme Leistung, denn die Ergebnisse helfen dem Management in Kolkata evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.

So viel Wissen, so viel Engagement und so viel Resultate, die uns vor Ort helfen, gezielte Lösungen zu finden und Ihre Spende noch effizienter einzusetzen. Ich hoffe, ich habe Sie auf diesem etwas längerem Exkurs nicht verloren und erlauben Sie mir noch ein paar Worte. In Indien spitzt sich die Lage erneut zu und wir sind in engem Kontakt mit dem Team. Was zuerst wie ein verspätetes Forschungsprojekt wirkte, ist inzwischen wieder hoch aktuell: Während ich diese Zeilen schreibe, analysiert das Research Collaborative die Daten zu dem aktuellsten und vierten Projekt, der Covid-19-Studie.

Kinder im Slum Kolkata Station. Foto: Isabelle Hug

Für viele waren die letzten Monate eine Herausforderung und es ist immer schwerer den Mut nicht zu verlieren oder kopflos zu handeln. Die Nachrichten protzen vor Anekdoten und es ist schwer zu erkennen, wie es weitergehen soll. Mit der aktuellsten Studie kann das Management herausfinden wie die Situation für 90 ausgewählte Slumbewohner ist. Diese Personen werden in den nächsten Monaten mehrmals befragt. So kann Calcutta Rescue wie immer das machen was wir am besten können: dort ansetzten, wo es am meisten gebraucht wird.

Danke für Ihr Vertrauen und Ihre Treue auch in den letzten Monaten.

Präsidentin
Stiftung Calcutta Rescue

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